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Die Geschichte Sardiniens

Während die Landschaft zusammen mit dem subtropischen Klima die Basis für den heutigen Tourismus liefert, waren es in der Vergangenheit die grossen Vorkommnisse an Bodenschätzen, wie Kohle, Eisen, Blei, Kupfer und Silber, die die Insel für Invasoren und Herrscher attraktiv machten.
Dementsprechend stellt sich die Geschichte der Sarden als eine Chronik der Unterdrückung und Knechtschaft dar. Die daraus resultierende Lebensweisheit wird mit folgendem sardischen Sprichwort deutlich: Wer über das Meer kommt, will uns bestehlen.

Erste Zeugnisse einer Besiedlung lassen sich bis in die Altsteinzeit (18.000 - 12.000 v. Chr.) zurückverfolgen. Die erste Zivilisation mit genau definierten und bodenständigen Merkmalen ist die Nuragenkultur, die in der frühen Bronzezeit (1.500 v. Chr.) ihren Anfang nahm. Noch heute sind die kugelförmigen Festungsanlagen aus bearbeiteten Steinblöcken, sogenannte Nuragen, zahlreich sichtbar. In der Blütezeit der kämpferischen Hirtenkultur soll es 7.000 Nuragen gegeben haben. Sie sind stille Zeugen der ausgeprägten Sippenfeindschaften.

Während der Antike machte Sardinien Bekanntschaft mit allen nach Hegemonie im Mittelmeerraum strebenden Mächten. Die Phönizier wurden von den Karthagern verdrängt, die wiederum nach den punischen Kriegen von den Römern vertrieben wurden. Alle Besatzungsmächte, die jeweils mehr oder weniger grosse Teile von Sardinien besetzt hielten, hatten eines gemeinsam: Sie erschlossen die Insel und beuteten sie systematisch aus. Tausende von Sarden sollen als Sklaven verschleppt worden sein. Soweit möglich zogen sich die verbleibenden Sarden in unzugängliche Bergregionen zurück.

Nach dem Untergang des Römischen Reiches wird Sardinien ca. 80 Jahre lang (bis 530 n. Chr.) von den Vandalen besetzt und heimgesucht, die nach ihrer Niederlage gegen den Ostkaiser die Insel der Herrschaft von Byzanz überlassen. Vom Kontinent über vier Jahrhunderte hinweg durch die arabische Flotte isoliert, hielten die Urbewohner in Verachtung der Sprache der neuen Invasoren - dem Byzantinischen - an der Sprache der alten Besetzer - dem Lateinischen - fest. Die so entstandene Sprache ist vollkommen unabhängig von dem Italienischen, wie heutzutage zahlreiche Touristen feststellen müssen, die meinen, gut Italienisch zu sprechen. Erstaunlicherweise existiert das Sardische nicht als einheitliche Schriftsprache, was hauptsächlich auf die Zergliederung der Stämme zurückzuführen ist. Den ständigen Angriffen und Raubzügen der Araber ausgesetzt und vom fernen Byzanz nicht unterstützt, beginnt die Insel, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Es bilden sich vier souveräne und voneinander unabhängige Königreiche, die unter Höhen und Tiefen bis ins 13. Jahrhundert überlebten. Danach wurde Sardinien zwischen den italienischen Republiken Pisa und Genua aufgeteilt. Im Jahre 1478 hatte die Krone von Aragon definitiv die ganze Insel erobert, die ihr bereits 1297 vom Papst Bonifaz VIII als Lehen überlassen worden war. In den Wirren des spanischen Erbfolgekrieges (1701 - 1714) wurde die Insel nach einem kurzen Intermezzo als Teil Österreichs dem Herzogtum Savoyen - Piemont zugeteilt. Es wurde nun das Königreich Sardinien gegründet, das ebenfalls eine Politik betrieb, die die Kluft zwischen Arm und Reich vertiefte und so Anfang des 19. Jahrhunderts zur ersten Auswanderungswelle führte.

In den vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts verlor Sardinien wieder seine Autonomie und wurde dem Königreich Italien zugeschlagen. Auch unter den neuen Herren mussten die Bewohner starke Belastungen auf sich nehmen. Im Ersten Weltkrieg dienten 150.000 Männer - bei einer Bevölkerungszahl von 850.000 - unter der Flagge Italiens in Tirol. Die heimkehrenden Soldaten gründeten die sardische Aktionspartei und forderten erneut die Autonomie. Alle Bemühungen erlitten mit der Machtergreifung Mussolinis einen jähen Rückschlag. Da sich ausserdem die wirtschaftlichen Verhältnisse nicht besserten, begann eine zweite grosse Auswanderungswelle. Seit 1948 nimmt Sardinien innerhalb der Republik Italien die Stellung einer autonomen Region ein.